03. Oktober 2022
In der deutschen Sprache gibt es keine äquivalente Bezeichnung für den Begriff „Crowd Management“. SIMON RUNKEL und JÜRGEN POHL schlagen folgende Definition für den deutschsprachigen Raum vor: „Crowd Management ist die systematische Planung und proaktive Umsetzung der räumlichen Organisation von großen Menschen- Ansammlungen auf Basis kontinuierlicher Überwachung und Analyse der Massenbewegungen und Gruppendynamiken mit dem Ziel der Sicherung, des Schutzes und des Erhalts des Wohlbefindens aller Anwesenden und Beteiligten.“ (SIMON RUNKEL/JÜRGEN POHL, S. 191, 2012).
Bei der systematischen Planung einer grossen Menschenansammlung hat die Besuchssicherheit oberste Priorität. Diese umfasst einerseits die körperliche Unversehrtheit der Besucher sowie die Ablauf- bzw. die Betriebssicherheit als Vorsorgemassnahme. In der Planungsphase werden mittels quantitativer Daten (z. B. Wegbreiten, Barrieren usw.) und qualitativer Daten (z. B. Gruppendynamik im sozialen Raum) möglicherweise kritische Zustände evaluiert und erkannt. Während der Umsetzung werden diese vom Sicherheitsmanagement dann überwacht und kontrolliert. (SIMON RUNKEL/JÜRGEN POHL, S. 192, 2012). Bei der Umsetzung des Crowd Managements sind einige Aspekte zu berücksichtigen.
In der Planung einer Veranstaltung ist zu berücksichtigen, dass sich das Verhalten einer Menschenmenge nicht vollumfänglich vorhersagen lässt und dass Menschenmengen sich unterschiedlich verhalten. Je nach Grösse einer Menschenmenge verändert sich auch deren Verhalten. Plötzliche Veränderungen müssen vom Eventmanagement rasch erkannt werden, damit schnell auf die neue Situation reagiert werden kann (William O’Toole, 57, 2020). Zudem ist zu berücksichtigen, dass sich beispielsweise eine Menschenmenge bei einem Konzert anders verhält als eine solche bei einem Sportevent.
Im Zusammenhang mit Crowd Management ist häufig der Begriff Crowd Control anzutreffen. Die beiden Begriffe sind keine Synonyme und müssen voneinander unterschieden werden. Von Crowd Control spricht man in einer Situation, in der eine Menschenansammlung bereits ausser Kontrolle geraten ist und nun Handlungen vorgenommen werden müssen, um weitere Schäden und Risiken zu verhindernn https://www.atriumexperts.com/articles/crowd-control-questions-to-ask-during-a-crowd-management-case/. Ereignisse, wie dasjenige an der Loveparade von Duisburg oder die Probleme am Züri Fäscht 2013 haben gezeigt, wie wichtig es ist, potenzielle Gefahren bereits bei der Planung der Veranstaltung zu erkennen, einzuschätzen und geeignete Massnahmen zu treffen. Die Stadt Zürich hat in Zusammenarbeit mit weiteren Partnern fünf Handlungsgrundsätze erarbeitet, die ein Hilfsmittel darstellen für die präventive Beurteilung von Planungen von Grossveranstaltungen. Seit 2013 kommen diese für alle bewilligungspflichtige Grossanlässe im öffentlichen Raum zur Anwendung. Die fünf Handlungsgrundsätze der Stadt Zürich beinhalten:
Es handelt sich hierbei um Mindestanforderungen (Adrian Zemp (https://www.stadt-zuerich.ch/pd/de/index/stadtpolizei_zuerich/ueber_uns/standorte/weitere_dienststellen/fachstelle-crowd-management.html)
Nachfolgend werden diese fünf Handlungsgrundsätze kurz erläutert.
Dieser Grundsatz fordert, dass bei jeder Veranstaltung in Zürich sämtliche Teilbereiche des jeweiligen Areals innert 10 Minuten geordnet verlassen werden können.
Dazu wird die folgende Formel angewendet:
Fläche: Breite der freien Fluchtwege
Die Verkehrswege bis zu einem Fluchtweg dürfen nicht länger als 200m sein oder Fluchtwege müssen in höchstens 10 Minuten erreichbar sein.
Die maximale Distanz bis zu einer Rettungseinheit darf höchstens 200m betragen (10 Minuten).
Es dürfen keine Verengungen für den gerichteten Personenfluss entstehen. Die Verkehrswege sollen möglichst immer gleich breit sein.
Bei Attraktionen (mit höherer Dichte) soll ein Evakuierungsquotient von unter 100 erreicht werden. Die Distanzen für Verkehrswege und Personenrettung sind dort ausserdem auf 100m zu beschränken.
Zusammenfassend lässt sich der Begriff Crowd Management so beschreiben: Unter Crowd Management versteht man die proaktiven Schritte, die Veranstalter unternehmen können, um potenzielle oder möglicherweise zu erwartende Probleme während einer Veranstaltung mit einer grösseren Menschenansammlung zu verhindern.
Crowd Management ist also ein wichtiger Teil eines Planungskonzepts für Veranstaltungen. Im Mittelpunkt stehen die Sicherheit auf der einen und das persönliche Veranstaltungserlebnis der Menschen auf der anderen Seite. Sicherheit und Wohlbefinden während einer Veranstaltung sind nicht explizit kongruent, jedoch voneinander abhängig.